Ein Stück Naschmarkt­geschichte: Fisch-Gruber feiert 140 Jahre

Die drei Damen vom Naschmarkt in den 1960ern: Helene Meisinger (3. Generation), Luise Lämmermann (2. Generation), Hella Gruber (4. Generation)

Laura Laula Lämmermann erwarb am 26.11.1876 vom Magistrat der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien einen Gewerbeschein. Als sie ihren Schirm und Karpfenbottich das erste Mal auf dem „alten“ Naschmarkt vor der heutigen TU aufstellte, hätte sie sicher nicht gedacht, dass auch ihr Ur-Urenkel noch 140 Jahre später ihren Beruf hochhalten würde.

„In unserer Familie gab es von jeher starke Frauen. Das Marktleben war körperlich anstrengend und stressig – trotzdem waren es immer die Frauen, die im Geschäft standen. Und so wurde das ‚Fischweiberl‘ vom Naschmarkt sprichwörtlich“, so Wolfgang Gruber, der den Betrieb jetzt in fünfter Generation führt.

Heute ist der Betrieb ein modernes Familienunternehmen, das sich auf Fisch aus Wildfang, Meeresfrüchte und ausgewählte Delikatessen spezialisiert hat. Modernste Logistik und Technik garantieren die Frische der Produkte. „Der wichtigste Faktor ist aber Vertrauen – dazu gehört auch, dass wir Lieferanten haben, die uns schon fast 40 Jahre begleiten. Nur so kann man stetig Qualität bieten“, ergänzt Gruber.

Damals und heute

In den Anfängen war das Geschäft natürlich härter. Die Ur-Urgroßmutter musste ihren Stand noch jeden Tag auf- und abbauen. Im Sommer wurde Gemüse verkauft, da es keine Kühlung gab. Um 1900 begann die Tochter dann im Winter mit Importen aus Italien – in der Pferdekutsche, eingewickelt in Brennnesseln kam der Fisch über die Alpen nach Wien. Die Lämmermanns (der Betrieb wechselte durch die Eheschließungen der Frauen dreimal den Namen) sorgten mit dem Import von Meeresfisch für Sensation in der Wiener Gesellschaft. Um 1910 fand man nach der Überdachung des Wienflusses auf dem „neuen“ Naschmarkt ein festes Quartier und mietete vier Stände. Diese und drei weitere sind bis heute im Besitz der Familie.

Zwei Kriege und zwei Generationen später baute die Familie das Unternehmen weiter aus. Die vierte Generation der starken Frauen, Hella Meisinger, heiratete den Berufsfischer Erich Gruber. Er brachte die schönsten Krebse auf den Markt – und blieb. In den 1970ern und 1980ern bauten die Grubers ihr Unternehmen zu einem der führenden Fischimporteure Österreichs aus und betrieben die größte Hummerhälterung Österreichs. Vom kleinen Wirtshaus im Burgenland, über die Hausfrau am Naschmarkt bis zum Haubenrestaurant belieferten die Grubers ganz Ostösterreich.

Mit der Restrukturierung des Wiener Naschmarkts in den 1990er Jahren war es auch für das Familienunternehmen Zeit, sich neu aufzustellen. „Wir haben gesehen, dass wir uns neu spezialisieren müssen. Qualität, Nachhaltigkeit, Herkunft – diese Themen wurden immer wichtiger“, so Wolfgang Gruber.

140 Jahre und nicht müde

Seit 1997 führt Wolfgang Gruber den Betrieb nun in der 5. Generation. Den Großhandel gibt es mittlerweile nicht mehr – um so mehr konzentriert er sich auf seine Kunden/-innen auf dem Markt. Und auch weiter weg: Zusätzlich zum Hauptgeschäft betreibt Gruber seit 2009 Österreichs ersten Onlineshop für frischen Fisch und Meeresfrüchte.

Der Erfolg bestätigt diesen Schritt: „Wir verschicken mehrmals pro Woche nach Österreich und in alle Nachbarländer – vor allem Deutschland“, so Gruber. Auch nach 140 Jahren geht die Geschichte des Familienbetriebes weiter: Mittlerweile steht schon die 6. Generation im Geschäft – neben Richard ist mit Johanna nun übrigens wieder eine starke Frau am Zug. Ganz wie die Ur-Urgroßmutter vor 140 Jahren – mit Schmäh und fachkundiger persönlicher Beratung.

Hier erfahren Sie mehr über die Geschichte von Fisch-Gruber…