Die Explosion der Tiefseeölbohrplattform Deepwater Horizon (im Besitz des BP-Konzernes) am 20. April 2010 löste eine verheerende Ölpest aus. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 5.6 bis 9.6 Millionen Liter Öl pro Tag ausströmen, die einen riesigen Ölteppich bilden. Dieser treibt auf die Küsten der amerikanischen Bundesstaaten Louisiana, Florida, Mississippi und Alabama zu, in denen mittlerweile der Notstand ausgerufen wurde.
Auswirkungen auf die Natur
Das Bohrloch liegt inmitten eines riesigen Tierschutzreservates, in dem sich neben wichtigen Brutgebieten für Reiher und Pelikane auch die Kinderstuben für Delfine, Meeresschildkröten und zahlreiche Fischarten befinden. Der Golf von Mexiko ist zudem eines der reichsten Gewässer an Shrimps, Krabben und Austern. In der Nähe des Ölteppichs hatte im Juni der Sauerstoffgehalt des Wassers bereits um 30% abgenommen und die Methankonzentration war stark erhöht. Dadurch werden vor allem Plankton und Kleinstorganismen geschädigt, die wiederum die Lebensgrundlage für andere Meerestiere darstellen.
Katastrophe für die Fischerei
Seit dem 2. Mai 2010 gilt ein Fischfangverbot für die von der Ölpest betroffenen Regionen. Mittlerweile sind 36% des Golfs von Mexiko für den Fischfang gesperrt. Am 24. Mai wurde von der US-Regierung der Notstand für die Fischereien in den Bundesstaaten Alabama, Mississippi und Louisiana ausgerufen, wodurch Hilfszahlungen aus den nationalen Katastrophenfonds möglich werden.
Für die am Golf von Mexiko gelegenen Bewohner gibt es vor allem 2 Einnahmequellen: Den Öl- und den Fischereisektor. Neben Fischfang werden intensiv Austern und Krabben gezüchtet. Der Sektor ist 2.4 Milliarden US-Dollar schwer und liefert bis zu 40% der Meeresfrüchte für den US-Markt. Mehr als 27000 Menschen sind in der Fischerei beschäftigt, darunter sehr viele Asiaten. Sie treffen die Ausfälle – ausgerechnet am Anfang der Shrimpsaison – besonders hart.
Seitens BP heißt es, man wolle "alle legitimen Forderungen wegen Schäden und Verlusten bezahlen, die objektiv überprüft werden können und mit der Ölpest zusammenhängen." Viele Fischer versuchen bei BP anzuheuern, um mit ihrem Booten wenigstens bei den Rettungsmaßnahmen etwas Geld zu verdienen. Berichten von US-Medien zufolge haben Fischer von BP eine einmalige Zahlung über 5000 US-Dollar erhalten – zu wenig um allein die Lebenserhaltungskosten zu decken.
Langzeitfolgen
Die langfristigen Folgen sind nur schwer abzuschätzen. Die unberechenbaren Strömungen und die ungewissen Versuche einer Abdichtung des Lecks lassen noch keine Schlüsse über die Entwicklung des Ölteppichs zu. Vor allem das sensible Meeresgefüge reagiert auch auf kleinste Schwankungen.
Bereits jetzt macht sich Panik auf den weltweiten Fischmärkten breit: Händler in den USA kaufen in Asien große Mengen an Shrimps, Tintenfischen und Krabben auf. Die Marktlage ist sehr gespannt, die Preise für Fisch und Garnelen sind stark im Steigen begriffen. Wolfgang Gruber dazu: "Unsere Lieferanten in Europa berichten uns von Lieferengpässen. Es gibt momentan viel zu wenig Ware am Markt und auch die Frachtkosten sind extrem gestiegen." Das hat zu einem Anziehen der Preise um teilweise 20% geführt.
Experten sprechen davon, dass das Öl im schlimmsten Fall noch 2-4 Jahre weiter ausfließen kann. Ob der Verursacher der Katastrophe auch eine Lösung finden wird, bleibt abzuwarten.
© Fisch-Gruber, 2010 – Bestens informiert!