Das IJsselmeer, einst Teil der stürmischen Nordsee, verwandelte sich 1932 durch den Bau des Afsluitdijks in das größte Süßwasserbecken der Niederlande. In diesem einzigartigen Ökosystem hat sich ein Raubfisch angesiedelt, der Biolog:innen wie Gourmets gleichermaßen fesselt: der Zander (Sander lucioperca). Mit seiner schlanken, olivgrünen Silhouette und messerscharfen Zähnen verkörpert er nicht nur die Wildheit des Gewässers, sondern auch das empfindliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur.

Biologie eines Unterwasserjägers

Der Zander, ein Verwandter des europäischen Flussbarsches, ist perfekt an das Leben in trüben Gewässern angepasst. Mit einer Länge von bis zu einem Meter und einem Gewicht von bis zu 15 kg ist er der größte Süßwasserraubfisch Europas. Sein Geheimnis? Ein hochsensibles Seitenlinienorgan, das selbst in lichtarmen Tiefen Druckwellen von Beutefischen wie Ukelei, Brasse oder Stint erkennt. Im Frühjahr, wenn die Wassertemperaturen 12°C erreichen, legt er seine Eier in flachen Uferzonen ab – ein Spektakel, bei dem Männchen die Brut bis zum Schlupf bewachen.

Vom Salzwasser zum Süßwasserparadies

Die Entstehung des IJsselmeers markierte einen ökologischen Neuanfang. Während viele marine Arten verschwanden, profitierte der Zander von der Süßwasserwende. Heute ist er ein Schlüsselprädator, der Überpopulationen kleinerer Fische reguliert und so die Biodiversität stabilisiert. Studien zeigen, dass seine Anwesenheit Algenwachstum indirekt hemmt, da er pflanzenfressende Fische in Schach hält – ein natürlicher Kreislauf, der die Wasserqualität stärkt.

Wirtschaftsfaktor und kulinarisches Erbe

Für die niederländische Fischerei ist der Zander ein Goldwert. Jährlich landen rund 500 Tonnen in den Netzen, sowohl für den lokalen Markt als auch für Exporte. Doch es geht nicht nur um Kommerz: Angler:innen schätzen den Kampfgeist des „Pike-perch“, wie er international heißt. In der Küche überzeugt sein festes, fettarmes Fleisch – ob geräuchert, als Filet mit Kräuterkruste oder in der traditionellen „Zandertoast“ Amsterdamer Gaststuben. Sternekoch Cornelius van der Meer erklärt: „Sein Geschmack ist so klar wie das Wasser, in dem er lebt – eine Delikatesse, die Verantwortung verlangt.“

Bedrohungen und nachhaltige Lösungen

Doch das Idyll trübt sich. Eutrophierung durch Landwirtschaftsabwässer führt zu Algenblüten, die nachts den Sauerstoff im Wasser rauben. Uferverbauungen zerstören Laichgebiete, und der Klimawandel verschiebt die Fortpflanzungszeiten. Die Antwort? Innovative Schutzprojekte:

  • Künstliche Laichhilfen: Unterwasserstrukturen aus Holz und Stein ersetzen verlorene Vegetation.
  • Dynamisches Fischereimanagement: Schonzeiten und Mindestmaße (aktuell 50 cm) passen sich jährlich dem Bestand an.
  • Renaturierung der Uferzonen: Projekte wie „Marker Wadden“ schaffen neue Feuchtgebiete.

Forscher:innen des NIOZ (Niederländisches Institut für Meeresforschung) setzen auf Telemetrie: Mit Sendern markierte Zander verraten Wanderrouten, um Schutzgebiete zu optimieren. „Jeder Fisch ist ein Puzzleteil für das Gesamtbild des Sees“, betont Biologin Dr. Eva van den Berg.

Blick in die Zukunft: Ein Symbol für Balance

Der Zander steht an einem Scheideweg. Als Indikatorart spiegelt er die Gesundheit des IJsselmeers wider – sein Schutz sichert auch anderen Arten das Überleben. Erfolge gibt es bereits: Seit 2010 stiegen die Bestände durch strikte Quotenregelungen um 20 %. Doch die Zukunft verlangt mehr: Tourismuskonzepte, die Angeln mit Umweltbildung verbinden, oder Aquakulturprojekte, die Wildfänge entlasten.

Fazit

Der Zander ist mehr als ein Fisch. Er ist ein Symbol für Anpassungsfähigkeit, ein Wirtschaftsmotor und ein ökologischer Wächter. Das IJsselmeer lehrt uns, dass Natur und Mensch keine Gegensätze sein müssen – wenn wir bereit sind, im Fluss der Veränderung mitzuschwimmen. Wie der Zander selbst: stets wachsam, stets in Bewegung.

Dieser Artikel verbindet aktuelle Forschungsergebnisse mit praktischem Naturschutz – ein Appell für die Bewahrung eines lebendigen Erbes.

Plötze oder Rotauge - ein delikater Süßwasserfisch

Die Plötze (lat. rutilus rutilus) ist ein beliebter Süßwasserfisch, der in Europa, Asien und Nordamerika vorkommt. Sie gehört zur Familie der Karpfenfische und wird auch Brasse oder Rotauge genannt. Die Plötze hat einen schlanken, seitlich abgeflachten Körper, der von einer grünen oder goldenen Schuppenfarbe bedeckt ist. Sie durchschnittlich ca. 25cm groß und lebt vor allem in Flüssen oder Seen. Ein charakteristisches Merkmal der Plötze sind ihre strahlend roten Augen und die roten Flossensäume.

Die Plötze lebt in stehenden und langsam fließenden Gewässern wie Seen und Teichen in Schwärmen. Sie bevorzugt flache Bereiche und hält sich oft in der Nähe von Wasserpflanzen auf. Die Plötze ernährt sich von kleinen Wassertieren wie Insektenlarven, Schnecken und Krebstieren sowie von Pflanzenmaterial.

Obwohl die Plötze kein bedrohter Fisch ist, ist der Schutz ihrer Lebensräume von großer Bedeutung für den Erhalt ihrer Bestände. In einigen Ländern sind die Bestände aufgrund von Überfischung und Umweltverschmutzung zurückgegangen. In Deutschland und Österreich ist die Plötze jedoch noch weit verbreitet und kann bedenkenlos befischt werden.

Rotauge oder Plötze in der Küche

Das Rotauge gilt unter Fischkennern als echte Delikatesse – auch wenn ihre zahlreichen Gräten so manchen Genießer abschrecken. Ein guter Trick dabei ist, die Fische vor der Zubereitung zu schröpfen – also die Haut und das Fleisch im Abstand von ca. 2-3mm vor dem Braten bis zur Mittelgräte einzuschneiden. Damit verbraten die Gräten und der Fisch behält trotzdem seine Form. Zudem kann dann eine wohlschmeckende Marinade auch besser einziehen. Achtung: Durchtrennen Sie nicht die Mittelgräte, sonst fällt der Fisch auseinander!

Vor allem in Osteuropa gehört die Plötze jedoch zum fixen Küchenrepertoire. Auch ihre Eier – der “Plötzenkaviar” – sind sehr beliebt und wohlschmeckend. Die Plötze hat einen milden, süßen Geschmack und ist reich an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Sie kann auf verschiedene Arten zubereitet werden, einschließlich Braten, Grillen, Räuchern und Dünsten. Für die Zubereitung des Rotauges eignen sich Gewürze wie Dill, Thymian, Knoblauch und Zitronenpfeffer. Auch Meersalz und Olivenöl passen gut dazu. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Gewürze den Geschmack der Plötze nicht überdecken, sondern unterstützen.