Dabei war der Aal vor gut 50 Jahren bei uns noch kaum bekannt. Erst Ende der 1950er Jahre begann man Aale am Neusiedlersee anzusiedeln. Damals wurden sogenannte Glasaale (siehe unten) in großem Stil auf feuchten, gespannten Jutetüchern aus England eingeflogen und im See ausgesetzt. Die massenhafte Ansiedlung des Räubers hatte jedoch schnell verheerende Folgen für das Ökosystem des Sees: Heute sind kaum mehr Krebse und Kleintiere zu finden, da sie dem geschickten Raubfisch zum Opfer fielen. Auch das jahrelange Ausbleiben der Frösche und die Verdrängung heimischer Fischarten stehen mit der Überpopulation von Aalen in Zusammenhang. Das Ökosystem wurde soweit aus dem Gleichgewicht gebracht, dass sogar die Störche einige Jahre ausblieben, weil sie keine Nahrung mehr fanden. Daher werden nun seit ca. 5 Jahren keine Aale mehr im Neusiedlersee ausgesetzt, damit sich der See wieder regenerieren kann. Auch die Behörden haben Maßnahmen ergriffen, um die Massenpopulation des Aals einzudämmen: Zur Zeit der Aalwanderung wird der 1er Kanal (zwischen See und Donau) geschlossen, um das Einwandern zusätzlicher Tiere zu verhindern.
Ein vielgestaltiger Reisender
Das Leben des Aals gleicht dem des Odysseus: Er ist ein durch die Weltmeere irrender, auf der Suche nach seiner Heimat. Aale schlüpfen in der Saragossasee im Atlantik (in der Nähe der Bahamas). In diesem Stadium werden sie Weidenblattlarven genannt – da sie wie durchsichtige Blätter aussehen. Über den Golfstrom gelangen die Aale in einer 7 Monate bis 3 Jahre dauernden Reise an die Atlantikküsten Europas. Dort verwandeln sie sich in ca. 7cm lange Glasaale. Über Flüsse gelangen sie dann flussaufwärts in die europäischen Binnengewässer (und werden zum sog. "Steigaal" oder "Gelbaal"), wo sie in den darauffolgenden Jahren ihre volle Größe erreichen. Ausgewachsene Weibchen können dabei bis zu 1,5m lang und 6kg schwer werden, Männchen werden nur etwa 60cm groß. Beim Erreichen der Geschlechtsreife (Männchen: 6-9, Weibchen: 12-15 Jahre) beginnt ihre lange Heimreise: Zum Ablaichen kehren die Aale an ihren Ursprungsort zurück – und legen dabei innerhalb eines Jahres unglaubliche Strecken von bis zu 5000 Kilometern zurück.
Und wieder machen sie dabei eine Metamorphose durch: Ihre Farbe ändert sich von grün-braun zu silbrig-grau, die Augen vergrößern sich und die Geschlechtsorgane werden ausgebildet, während der Verdauungsapparat gänzlich zurückgebildet wird – der "Blankaal" ist entstanden. Fortan zehren die Aale auf ihrer gesamten Reise zur Saragossasee nur mehr von ihren eigenen Fettreserven.
Auf ihrer Reise überwinden Aale auch Distanzen auf dem Landweg – in feuchten Wiesen können sich Aale 10-20 Kilometer auf dem Landweg fortbewegen. In Flüssen lassen sie sich energiesparend treiben, und schweben in S-Form in der Wassermitte. Im Meer unternehmen sie wieder unglaubliche Vertikalwanderungen – ihre "Reisehöhe" reicht von 600 Metern Tiefe (!) bis zur Wasseroberfläche.
In der Saragossasee laichen sie schließlich in bis zu 2000 Metern Tiefe ab und sterben an der Anstrengung der hinter ihnen liegenden Reise an die heimische Küste. Bis dahin sagt man dem Aal 7 Leben nach – weil ihn kaum etwas umbringen kann: Selbst unserem Herrn Drago entfleuchen sie gelegentlich (und das obwohl er ihnen stets gut zuredet).
Aal – eine gesuchte Delikatesse
Der Aal gehört zu den Fettfischen – seine Körpermasse besteht aus bis zu 30% aus Fett. Deshalb eignet er sich auch besonders zum Räuchern – dabei kommt sein intensiver Geschmack besonders schön zur Geltung. Den Aal können Sie jedoch auch wie jeden anderen Fisch zubereiten: Als Unagi-Sushi genießen (komplex marinierte, gebratene Aalstücke – hierfür empfehlen wir unsere für maximale Frische unsere lebenden Aale!), in der Pfanne gebraten, im Backrohr oder gegrillt.
Bei Fisch-Gruber am Naschmarkt finden Sie ausschließlich Aale aus heimischer Binnenfischerei. Unsere Aale leben wild im Neusiedlersee und werden mit Hilfe von Reusen (oder burgenländisch: "Reischn") gefangen. Damit ist ein schonender und ökologisch verträglicher Fang garantiert. Mit dem Aal genießen sie eine einheimische Delikatesse der Spitzenklasse – in bester Qualität bei Fisch-Gruber erhältlich.
Besonderer Tipp: Achten Sie beim Verarbeiten darauf, das Aalblut nicht in Mund oder Augen zu bekommen. Das rohe Blut wirkt nämlich giftig und kann zu Lähmungserscheinungen und Erbrechen führen. Beachten sie also eine besonders gründliche Reinigung. Das Gift wird durch Erhitzen zerstört – sie können Ihren Aal also sorgenfrei genießen.
Aal – Englisch: Eel – Griechisch: Xéli – Japanisch: Unagi ヨーロッパウナギ – Italienisch: Anguella/Anguidda – Latein: Anguilla anguilla
Jetzt aktuell bei Fisch Gruber am Naschmarkt:
Lebende Aale, 300gr-1500gr
Räucheraal in bester Qualität
© Fisch Gruber, 2008